Wenn man es einmal geschafft hat und endlich abgenommen hat, dann kommt unweigerlich die große Angst vor dem Jojo-Effekt.
Dabei ist es vollkommen unwesentlich, ob man 5 oder 50 kg abgenommen hat. Die Angst, zurückzufallen in die Zeit, in der man sich einfach nicht attraktiv fand und sich selbst weniger leiden mochte, ist allgegenwärtig.
Viele sagen, dass das Abnehmen gar nicht das Problem sein, sondern die Erhaltung. Die macht das Ganze sehr schwer.
Beim Abnehmen ist klar: Oben muß weniger rein, dann kommt´s auch unten nicht an. Aber wenn man eines Tages zum Zieleinlauf gekommen ist und in der Erhaltung gelandet ist, fühlt man sich wie in einem neuen Leben.
Dann muß man zwar weiterhin darauf achten, was man isst und dass man nicht wieder in alte Gewohnheiten reinrutscht.
Doch man muß auch durch ausprobieren herausfinden, wie viel man essen kann, ohne wieder zuzunehmen oder was noch schlimmer ist: Noch mehr abzunehmen.
Und so muß man ausprobieren und testen, wie man auf was reagiert. Welche neuen Ernährungsgewohnheiten man beibehalten kann und welche man noch verbessern sollte.
Doch auch wenn man erfolgreich abgenommen hat und einige Zeit in der Erhaltung verweilt, schwebt das Damoklesschwert der Vergangenheit immer über einem.
Übergewicht macht süchtig
Nicht nur die Angst vor Zunahme oder Jojo-Effekt ist allgegenwärtig, auch die Gefahr, wieder abzurutschen. Der Körper vergisst nichts. Auch nicht das alte Leben. So wenig man das auch wahr haben will.
Wie bei einem Alkoholiker, bei dem eine Weinbrandpraline, ein Schluck Wein in der Sosse, ein Schlückchen Sekt ausreichen würde, um wieder rückfällig zu werden, hat der Körper und vor allem der Kopf alte Situationen abgespeichert.
Da reicht nur ein Eis, ein Urlaub, ein Besuch im Cafe, um sich an alte Gewohnheiten und die damit verbundenen, guten Gefühle zu erinnern.
Man will es immer wieder und wieder und wieder erleben. Denn grade wenn man sich Monatelang zusammengerissen hatte, glaubt man, man ist aus jeder Gefahr heraus und muß sich einmal wieder etwas gönnen. Man hat sich doch im Griff.
Das ist ein falscher Trugschluß. Und eine Verleugnung des eigenen Selbst. Man sollte nie vergessen, dass man sich einst gehen ließ und sollte immer daran denken, wohin man gekommen ist. In eine Welt von teilweise extremem Übergewicht.
Und ehe man sich versieht, ist man schon wieder drin. In der alten Spirale der Disziplinlosigkeit und der ewig lauernden Gefahren.
„Ach, heute nur, ich hab doch Urlaub“, sagt man sich. „Morgen lebe ich wieder mein neues Leben“.
Das ist ein schöner und guter Vorsatz. Doch die Spirale lässt einen so leicht nicht wieder aus ihren Fängen heraus. Denn man erinnert sich, wie gut das Sündigen getan hat. Und tief in einem drin möchte man dieses Wohlfühlgefühl immer wieder haben. Immer mehr. Immer neu. Immer weiter.
Falsche Sicherheit und der Jojo-Effekt
Und das ist das Schlimme am Jojo-Effekt. Dass die neugewonnene Sicherheit einen in falscher Sicherheit wiegt. Dass man denkt: „Mir kann das doch nicht passieren. Ich habe schon so viel geschafft“. Dass man sich auch sehr leicht wieder in der Wohlfühlzone bewegt, aus der man so leicht nicht mehr hinauskommt.
Denn der Jojo-Effekt kann absolut jeden und vor allem zu jeder Zeit wieder einholen. Egal, wie lange man erfolgreich abgenommen oder gar erhalten hat.
Was aber tut man, wenn der Jojo-Effekt wieder ins Leben zurückgekehrt ist und einen in seinen Fängen hat? Dann sollte man wieder das Kopfkino einschalten, welches wir in einem anderen Artikel schon erwähnt haben. Nur dieses Mal umgekehrt.
Man sollte sich vorstellen, wie es einst gewesen ist. Wie dick man war. Wie unglücklich man war. Wie man sich selber unbewusst isoliert hat. Wie lustlos, vielleicht sogar krank man war. Wie man verzweifelt auf der Suche nach passenden Kleidungsstücken war. Und vor allem: Wie man sich selber gehasst, vielleicht sogar verabscheut hatte für das, was aus einem geworden war.
Das Kopfkino zeigt einem, wo man hergekommen ist und wo man ganz leicht wieder landen kann, wenn man nicht aufpasst. Es ist auf alle Fälle leichter, bei 2 Kilo Gewichtszunahme die Notbremse zu ziehen als bei 20 kg.
Wie viele Menschen haben es nicht geschafft, die Notbremse zu ziehen, wenn der Zug einmal losgefahren war, weil sie sich in falscher Sicherheit wiegten, dass diese eine Praline ja wohl nichts ausmachen würde, diese eine Kaffeetrinken, dieses eine Eis. Doch ein Eis kann der Schritt zurück in ein altes Leben sein, was man so leicht nicht wieder ändern kann.
Also achtet auf Euch, denn so schnell wie der Zug manches Mal in die falsche Richtung fährt, kann man gar nicht mehr gegensteuern. Denkt immer an Euer Kopfkino. Es kann Euch vor Schlimmerem bewahren.